Noch während meiner Zeit auf der Olivenfarm in Montalcino schaute ich mich nach dem nächsten Farm Stay um. Via Workaway fand ich ein altes Castel in der Nähe von Florenz, was auf den Bildern sehr vielversprechend aussah und wo händeringend nach Olivenerntehelfern gesucht wurde. Kurzerhand schrieb ich dem Gastgeber eine Nachricht und hatte einen Tag später die Zusage, dass ich Mitte November auf dem Castel herzlich willkommen sei.
Auf der Farm angekommen treffe ich auf die anderen sechs Volontäre. Unter ihnen befand sich auch Ariana aus Portugal. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, denn wir waren nicht nur im selben Alter sondern hatten auch gemein, dass wir jeweils unseren Job gekündigt hatten, um zu reisen. Und Ariana sollte das einzig Gute an dem Castel bleiben.
Anscheinend war ich sehr von meinem ersten Farm Stay verwöhnt, wo es ein sehr ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl gab. Auf dem Castel hingegen habe ich den Gastgeber lediglich ein einziges Mal gesehen. Und zwar als er mich von der Bushaltestelle abholte. Mein Zimmer musste ich mir selbst suchen und eine Einweisung, wie die Dinge dort laufen, gab es auch nicht. Die Mahlzeiten musste jeder für sich selbst kochen und jeder aß zu einer unterschiedlichen Uhrzeit. Man hatte einfach das Gefühl, als würde hier jeder lieber seins machen.
Nach zwei Tagen fragte ich Ariana sehr spontan, ob sie nicht auch von dem Castel verschwinden und mit mir auf einen Road Trip durch Italien kommen möchte. Sie sagte sofort ja. Wir schliefen eine Nacht drüber und waren uns am nächsten Morgen einig, dass es eine gute Idee sei. Auch, wenn Ariana der Meinung war direkt zwei Wochen mit mir durch Italien zu düsen. Bei dieser Vorstellung war mir plötzlich nicht mehr so wohl zumute. Zwei Wochen mit einer praktisch wildfremden Person durch ein fremdes Land reisen? Birgt schon das ein oder andere Konfliktpotential. Und ich sollte Recht behalten. Dazu aber später mehr. Zumindest handelte ich sie auf neun Tage runter, womit ich mich schonmal ein wenig besser fühlte. Am nächsten Tag riefen wir die Gastgeber an, denn sie waren natürlich nicht persönlich zu sprechen. Wir erklärten ihm, dass wir abreisen möchten und teilten unsere Gründe mit, woraufhin geantwortet wurde, dass die Volontäre sehr oft vorzeitig ihren Aufenthalt im Castel beendeten. (Hmmm…)
Sobald wir die Zusage vom Gastgeber hatten, dass wir das Castel verlassen durften, planten wir unsere Route. Wir waren uns sicher: bis nach Palermo auf Sizilien würden wir fahren. Dass wir uns mit der Distanz bei der blauäugigen Planung etwas übernahmen und sich der Zielort später ändern sollte, ist ja bereits der Überschrift des Blogposts zu entnehmen. Also buchten wir einen Mietwagen in Florenz, denn von dort aus sollte der Road Trip losgehen.
Florenz
Am Tag unserer Ankunft starteten wir mit der klassischen Touri-Route. Angefangen bei der imposanten Kathedrale Santa Maria del Fiore. Sie ist übrigens die viertgrößte Kirche der Welt und die drittgrößte Kirche Italiens. Hinzu kommt ihr einmaliges Erscheinungsbild.
Weiter ging es zu einer der berühmtesten und schönsten Brücken weltweit: der Ponte Vecchio. Kleine, liebevolle Läden findet man links und rechts auf der Brücke und machen einen Bummel einzigartig. Einzigartig teuer. Denn seit dem 16. Jahrhundert handeln ausschließlich Schmuckhändler, Gold- und Silberschmiede auf der Brücke. Als Backpacker sind die Schmuckstücke eher unerschwinglich. Ein Spaziergang über die Ponte Vecchio ist jedenfalls gratis und der einzigartige Ausblick auf die Brücke unbezahlbar.
Ja, niemand hatte uns vorgewarnt, dass Florenz eher weniger für brotlose Backpacker sondern vielmehr für die zahlende Upper Class von Italien oder vermögende Touristen gemacht ist. Das sollten wir vor allem bei unserem kleinen Ausflug ins Florentiner Nachtleben spüren. Wir hatten nach dem Farming Lust uns schick zu machen und auszugehen. Wir entschieden uns nach kurzer Internetrecherche für den angesagten Techno Club Tenax. Der Farmmief wurde abgeschüttelt, Chanel N° 5 aufgetragen. Gut, vielleicht war es auch nur ein wenig Deodorant. Als wir schließlich den Club erreichten und 30 Euro Eintritt pro Nase verlangt wurden, schauten wir nicht schlecht. Den Kater meines Lebens gab’s immerhin am nächsten Tag gratis oben drauf. Wunderbar. Zumal ich am nächsten Tag unfähig war das Doppelstockbett des Hostels zu verlassen und zu keiner Aktivität imstande war. Mehr sparen ging nicht. Jedoch kann ich ein dauerhaftes Übelkeitsgefühl im Hochbett eines Hostels wirklich niemanden ans Herz legen. Immerhin konnte ich mich am darauffolgenden Tag aufrappeln. Das musste ich auch, denn es war Zeit den Mietwagen abzuholen und den eigentlichen Road Trip beginnen zu lassen. Next Stop: Arezzo. Das war Arianas ausdrücklicher Wunsch, da sie als leidenschaftliche Cineastin besonders großer Fan des Filmes Das Leben ist schön von Roberto Benigni ist, welcher in Arezzo spielt.
Wir bahnten uns also mit dem Auto unseren Weg aus Florenz heraus und legten noch einen kleinen Zwischenstop am Piazzale Michelangelo ein. Bei diesem Platz handelt es sich um den Aussichtspunkt, von dem aus man das gesamte Florentiner Panorama überblicken kann.
Arezzo
Angekommen in Arezzo liefen wir alle (also wirklich alle) Filmschauplätze des Filmes Das Leben ist schön ab. Fußmüde setzten wir uns abends in ein süßes, kleines italienisches Restaurant mit rot/weiß karierten Tischdecken. So, wie man sich als Deutscher eben ein klassisch italienisches Restaurant vorstellt. An jenem Abend sollten wir mit einer besonderen italienischen Sitte vertraut gemacht werden: der coperto. Wer schon mal in Italien essen war, weiß wovon hier die Rede ist. Nunja, wir wussten es nicht und mussten uns sehr über der/die/das coperto wundern, welches plötzlich auf der Rechnung stand, wir aber gar nicht bestellt hatten. Als wir den Kellner zur Rede stellen, ihn über den Irrtum aufklären und nach einer neuen Rechnung verlangen wollten, musste er sich das Lachen verkneifen und entlarvte uns direkt als Restaurant-Frischlinge. Denn in italienischen Restaurants, so klärte er uns auf, sei es üblich, dass eine Servicegebühr in Höhe von 1 - 2 Euro pro Kopf anfällt. Die coperto ist allerdings nicht mit einem Trinkgeld gleichzusetzen - dieses kommt nämlich nochmal on top. Okaaay...dann würden wir wohl künftig eher To-Go bestellen.
Als wir am nächsten Morgen in Richtung Neapel aufbrachen, unserem nächsten Übernachtungsstop, wollten wir noch einen kurzen Halt auf der Route einlegen. Diesen haben wir ganz Generation Y -like über Instagram gefunden und er lag direkt auf unserem Weg. Die Rede ist von Cascate del Mulino - einem natürlichen Thermalbad mitten im Nirgendwo der Toskana. Die Wassertemperatur beträgt konstant 37°C , da das Wasser aus einem alten Vulkan, dem Monte Amiata, stammt. Von der Florentiner Kostspieligkeit geprägt und gebeutelt, rechneten wir mit dem Allerschlimmsten, was den Eintritt betraf. Doch wir wurden positiv überrascht. Tatsächlich war der Eintritt komplett frei und man kann die Thermalquelle zu jeder Tages- und Nachtzeit besuchen - wie es einem beliebt. Zu unserem Glück war es an jenem Tag leicht verregnet, was die sonnenverwöhnten Italiener wohl weniger zum Hinausgehen veranlasste. Somit hatten wir die Quelle fast für uns alleine und konnten diesen idyllischen Ort nochmal mehr genießen.
Neapel
Soweit war unser Road Trip durch malerische Hügellandschaften friedlich verlaufen und die Autofahrt war die reinste Freude.
Das sollte sich mit dem Eintreffen in Neapel schlagartig ändern. Ehrlich gesagt finde ich keine Worte, die den Autoverkehr in Neapel ansatzweise beschreiben könnten. Ich weiß nur, dass ich einfach unglaublich dankbar war eine portugiesische Fahrerin am Steuer zu wissen, die mit allen Wassern gewaschen war. Nicht nur, dass das Navi uns durch die schmalsten und dunkelsten Gassen Neapels führte, wo wir uns mit eingeklappten Seitenspiegeln geradeso durchpressten. Wir wurden auch Zeuge davon, dass in Neapel anscheinend folgendes Gleichnis galt: rote Ampel = grüne Ampel. Das führte dazu, dass die Straßenkreuzungen unfassbar verstopft waren, alles von einem lauten Hupkonzert übertönt wurde und sich jeder Mopedfahrer seinen Schleichweg durch die kleinsten Lücken suchte. Völlig in Panik, dass ein anderer Fahrer unser Mietauto schrammen könnte, kurbelte ich das Fenster runter und versuchte mit den Händen die Anderen davon abzuhalten noch näher an uns heranzufahren. Hatte ich schon erwähnt, dass wir keine Versicherung für den Mietwagen abgeschlossen hatten? In diesem Moment bereuten wir es zutiefst, da wir uns aus diesem Gedränge nicht ohne Schramme davonkommen sahen. Wie dem auch sei. Auch wenn sich die Italiener wohl über meine hektisch-winkenden Handbewegungen wunderten - wir hatten mit dieser unkonventionellen Methode Erfolg und sind fast wie durch ein Wunder ohne Schramme zu unserer Unterkunft in der Innenstadt gelangt. Am Ende unserer Reise erzählte uns übrigens Jemand, dass das Neapolitanische „Verkehrssystem“ ein eingespieltes sei und wunderbar funktionieren würde. Wie ein Räderwerk. Der Störfaktor bei der ganzen Sache seien die Touristen, die das Räderwerk aus dem Gleichgewicht brächten.
Nachdem wir den ersten Kulturschock halbwegs verdaut hatten, wollten wir zunächst einen kleinen Bummel durch Neapels verwinkelte Gassen machen. Must See: die Via San Gregorio Armeno oder auch Krippenstraße gennant. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn die charmante Straße ist links und rechts gesäumt von kleinen Geschäften, die Krippen-, Ton-, und Holzfiguren verkaufen. Folgt man den Geschäften, so kommt man nach ein paar hundert Metern zu einem übergroßen Maradona-Gedenkplatz, der jedes Fußballerherz höher schlagen lässt. Als ich meinem Freund später davon erzählte war er zumindest ganz aus dem Häuschen.
Am Abend wollten wir natürlich in den Geschmack der Neapolitanischen Kochkünste kommen. Schließlich ist Neapel der Ursprungsort der Pizza und die wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen! Ariana hatte glücklicher Weise einen Tipp von einem Bekannten erhalten. Er meinte wir müssen auf jeden Fall das Lokal L’Antica Pizzeria da Michele auschecken. Noch heute sind wir ihm für diesen Tipp außerordentlich dankbar. Denn in diesem unscheinbaren Lokal aßen wir die Beste. Pizza. Unseres. Lebens!
Das Restaurant an sich kommt sehr schlicht und unscheinbar daher und hat fast schon den Charakter eines Imbiss, zumal man sich nur zwischen vier verschiedenen Pizzavarianten entscheiden konnte. Aaaaber der erste Eindruck täuscht. Das kleine Lokal hat eine Tradition die bis zum Jahr 1870 zurückreicht, wurde bereits zwei Mal mit dem Michelin Stern ausgezeichnet und hat bereits gut 24.000 Reviews bei Google. Trotz des ungemeinen Erfolgs des Restaurants kostet eine Pizza gerade mal fünf Euro (und wir reden hier von einer Pizza in der Größe eines Kürbis). Große Bekanntheit erlangte das Restaurant übrigens durch den Film Eat Pray Love mit Julia Roberts aus dem Jahr 2010. Wer den Film geschaut hat und sich erinnert: sie isst während ihres Aufenthalts in Italien eine Pizza in Neapel - genau genommen die Beste. Pizza. Ihres. Lebens! Und diese Szene wurde in der L’Antica Pizzeria da Michele gedreht, worauf das Personal noch heute mächtig stolz ist und alle Wände mit Autogrammen und Fotos der Schauspielerin behangen haben.
Amalfi
Auf die Amalfi-Küste hatte ich mich im Voraus bereits sehr gefreut. Zumal wir beide sehr froh waren das doch sehr dreckige und versmockte Neapel zu verlassen. Zu dumm nur, dass es in der Nacht zuvor zum großen Clash zwischen Ariana und mir kam und wir uns die 2-stündige Fahrt bis zum Ziel nur anschwiegen. Grund für den Ärger: Ariana und ich hatten uns bisher beinahe immer ein Zimmer und ein Bett geteilt. Nun war es in den Nächten zuvor bereits so, dass Ariana in der Nacht unfassbar laute, schmatzende Geräusche von sich gab. Wer mich gut kennt weiß, es gibt wohl nichts, was mich so leicht aus der Fassung bringt wie die Schmatzgeräusche anderer Menschen. Leider konnte ich die Geräusche auch nicht durch Ohropax eliminieren. Es hat mich wahnsinnig gemacht! So sehr, dass ich bereits die Nächte zuvor kaum ein Auge zubekommen konnte. In der Nacht in Neapel hat sich das Schmatz-Konzert abermals zugetragen, sodass ich sie leider aufwecken musste und sie anschließend ziemlich sauer auf mich war. Nur konnte ich nach fünf Tagen mit anhaltenden Schlafmangel nicht mehr an mich halten und musste sie darauf ansprechen. So ist das, wenn man mit einer fremden Person Urlaub macht. Man weiß nie, welche Angewohnheiten zu Tage kommen. Die Stimmung war also bestens. Und sie sollte noch besser werden. Denn hatten wir Neapel ohne Schramme verlassen, so hatten wir die Rechnung ohne die engen, kurvigen Straßen der Amalfi-Küste gemacht. Selbstsicher, dass ihre Fahrküste Neapel-Approved waren, düste sie um die Kurven und was soll ich sagen? Wir holten uns am Kotflügel eine schöne Schramme weg. Da Ariana gleich in Panik verfiel, versuchte ich sie zu beruhigen und mir irgendeinen Plan einfallen zu lassen, wie wir das Auto nachträglich gegen Kratzer versichern könnten. Das beschäftigte uns ein paar weitere Tage. Aber zumindest lockerte der Vorfall Arianas Zunge und wir sprachen wieder miteinander. Um auf andere Gedanken zu kommen schauten wir uns den Tag über in dem kleinen Städtchen Amalfi um. Klein und übersichtlich war es.
Umso imposanter war die Kathedrale Sant’Andrea, die inmitten des Stadtkerns herausragte. Der schwarz-weiß gestreifte Stil erinnerte ein wenig an die Florentiner Kathedrale Santa Maria del Fiore. Abends wollten wir den Tag gemütlich am Hafen ausklingen lassen und begruben das Kriegsbeil mit einem Bierchen. Und schwups, die Stimmung war wieder gut. Von nun an würden wir in getrennten Räumen schlafen. Das wäre wohl besser für alle Beteiligten. Leider waren wir insgesamt nur einen halben Tag in Amalfi und konnten nicht alles Sehenswerte erkunden. Es soll wohl auch einen tollen Wanderweg namens Der Wanderweg der Götter geben, der sich entlang der Küste schlängelt. Falls jemand die Möglichkeit hat diesen auszukundschaften - go for it! Es lohnt sich ganz bestimmt.
Matera
So wie Arezzo auf Arianas Must-See-Liste stand, so hatte ich den Wunsch geäußert nach Matera zu fahren. Tatsächlich hatte ich diesen Wunsch bereits in Deutschland gehegt, nachdem ich den neuesten James Bond gemeinsam mit meinem Freund im Kino gesehen hatte und von der Filmkulisse sehr angetan war. Nach ein wenig Recherche stellte sich heraus, dass der Drehort Matera war - eine der ältesten Städte der Welt.
Nun hatten wir nur noch vier Tage vor uns und bis Palermo waren es noch satte 650 Kilometer. Das stresste uns ungemein, denn wir wollten nicht nur im Auto hocken sondern auch mal mehr als nur einen halben Tag den Ort genießen, den wir bereisten. Also kam es zu einer spontanen Planänderung: wir beschlossen an die Adriaküste zu fahren und erkoren Bari, eine Großstadt im Stiefelabsatz Italiens, zu unserem neuen Reiseziel. Ein kurzer Anruf bei der Autovermietung genügte und das Ding war geritzt. Mit frischer Energie und ohne Zeitdruck konnten wir nun die vielen schönen Orte erkunden, die bei der Region Apulien lagen. Angefangen mit Matera.
Ehrlich gesagt waren wir beide überaus enttäuscht als wir die Stadtgrenze zu Matera passierten. Das sollte die wunderschöne Stadt aus dem Hollywood Film sein? Diese heruntergekommenen Neubaublöcke am Ortseingang hatten nichts mit der Filmkulisse gemein. Und auch als wir später in einem eher tristen BnB eincheckten fragten wir uns: wo verstecken sich bloß die charmanten Häuschen?
Wir liefen einfach mal blind los und hielten nach der Altstadt Ausschau. Dort, so hofften wir, sollte sich das Stadtbild zum Positiven ändern. Und so war es. Mit einmal umringten uns keine charakterlosen Betonblöcke mehr sondern die unheimlich schöne Sassi von Matera. So wird die uralte, wunderschöne und atemberaubende Altstadt Materas genannt.
Ursprung der Sassi waren Grotten, die in der Antike von den damaligen Einwohnern in die Felsen gehauen wurden. Nach und nach wurden die abgetragenen Gesteine als Quader geformt, um diese als Baumaterial für einen Vorbau der Grotten zu verwenden. Je tiefer gegraben wurde, umso mehr Baumaterial wurde gewonnen und als Fassade vor den Grotten aufgebaut. So entstand der heute einzigartige Look der Sassi, an dem man sich gar nicht satt sehen konnte - vor allem nicht bei Nacht.
Auf den Spuren von James Bond hatten wir uns in den Kopf gesetzt ein paar Filmszenen abzuklappern. Wer den Film gesehen hat kann sich vielleicht an eine fulminante Verfolgungsjagd auf einer Brücke oder an einen Bombenanschlag auf einem Friedhof erinnern. Nun ja…um es kurz zu machen: all diese Schauplätze gibt es de Facto in Matera nicht. Sie wurden entweder künstlich als Filmkulisse geschaffen oder an anderen Orten gedreht und mittels Spezialeffekte nachträglich in die Stadt eingefügt. Macht aber nix! Schließlich ist Matera auch ohne 007-Schauplätze wunderschön. Besonders empfehlenswert ist übrigens eine kleine Wanderung auf die andere Seite der Schlucht, von der aus man einen mega imposanten Blick auf die Altstadt Materas hat.
Alberobello
Nachdem wir Matera mit vielen positiven Impressionen verließen, wollten wir einen kleinen Abstecher nach Alberobello machen - ein Ort, den man laut Instagram nicht auslassen sollte, wenn man sich in Apulien aufhält. Und tatsächlich sah dieser Ort aus als wäre er einer Influencer-Fantasie entsprungen.
Kleine, weiße runde Häuschen - gereiht dicht an dicht. Wie eine Zwergenstadt. Eine sehr hübsche und charmante Zwergenstadt, deren Häuser den noch viel charmanteren Namen Trulli tragen. Übrigens war ich wieder einmal sehr erleichtert über die Tatsache, dass wir uns in der Nebensaison befanden, denn die Foto-Touristen lauerten bereits Ende November an jeder Ecke. Nicht vorzustellen, wie überfüllt dieser Ort in der Hauptsaison sein mag. Einen kleinen Abstecher ist der Ort auf jeden Fall wert. Es reicht aber definitiv ein halber Tag zum Erkunden aus - so hatten wir es uns auch eingeplant und konnten am Nachmittag bereits zu unserem nächsten Reiseziel, nach Monopoli, aufbrechen.
Monopoli
Als wir unsere Reiseroute umplanten, sprang uns der Name Monopoli bei Google Maps ins Auge. Ein Ort namens Monopoli? Wir mussten uns einfach vergewissern, dass die Stadt nicht genauso desaströs wie das gleichnamige Brettspiel war. Und so landeten wir eines Nachmittags bei unserem vorletzten Stop des Road Trips an der Adriaküste.
Und Monopoli enttäuschte uns nicht. Es gab kleine, belebte Gassen mit hübschen Restaurants und Cafés, einen schönen Hafen, wo sich Einheimische zum gemeinsamen Musizieren trafen, um die untergehende Sonne zu verabschieden. Mit einem Satz: es war wirklich sehr charmant und sehr italienisch. Molto bene.
Erinnert ihr euch noch an den Amalfi-Vorfall mit unserem Mietauto? Nun, der sollte sich in Monopoli in Gefallen auflösen. Wir hatten über mehrere Tage erfolglos versucht unseren Mietwagen nachträglich versichern zu lassen. Jetzt mussten wir in den sauren Apfel beißen und eine Autowerkstatt aufsuchen, in der Hoffnung, dass sie uns irgendwie aus der Patsche helfen könnte. Und tatsächlich fanden wir eine solche Autowerkstatt. Die zwielichtigen Automechaniker schienen mehr als glücklich uns helfen zu können, mischten ein wenig in ihren Farbtöpfen herum und wie durch ein Wunder schafften sie es die exakte Farbe des Autolacks zu kreieren. Man sah nach der kurzen Prozedur fast keine Spur des Amalfi-Vorfalls mehr. Als kleinen Tipp gaben sie uns auf den Weg: Macht das Auto vor der Rückgabe nochmal so richtig dreckig, fahrt durch ein paar Pfützen, dann wird es niemand sehen. Und so wurde der Schaden auf die italienische Art repariert. Und noch eine gute Sache hatte Monopoli: während das gleichnamige Brettspiel vielmehr die Gabe besitzt Freundschaften zu entzweien, so hatte unser gemeinsamer Aufenthalt in dem kleinen Städtchen den gegenteiligen Effekt. Es schweißte uns mehr zusammen.
Bari
Der letzte Stopp des Road Trips war gekommen: Bari. Ebenso wie Monopoli liegt Bari an der Adriaküste, hat allerdings direkt sechs Mal so viele Einwohner. Es handelt sich also um eine Großstadt in Apulien, die mir besonders durch den Fährbetrieb nach Albanien und Griechenland bekannt war. Doch bevor wir die Erkundungstour durch Bari starteten, gaben wir zunächst unser Mietauto mit klopfenden Herzen zurück. Ob jemandem der Schaden auffallen würde? Da der wenig motivierte Mitarbeiter der Autovermietung keinen Elan hatte das Auto zu begutachten, fragte er uns augenzwinkernd ob ein neuer Schaden am Auto entstanden sei. „Mmmh…nein?“ gaben wir halb selbstbewusst zurück. Diese Antwort reichte ihm aus und wir waren raus aus dem Schneider. Wow, was für ein Glück. Denn das hätte echt teuer werden können.
Eine italienische Bekannte, die in Apulien wohnt, hatte mitbekommen, dass ich mich in Bari befand und gab uns einen heißen Tipp. Wir sollen nach den Pasta-Nonnas Ausschau halten. Also Omis, die in den Straßen der Altstadt Baris sitzen und frische Pasta zubereiten. Wie cool ist das bitte? Wir stiefelten sofort los und begaben uns auf die Suche.
Als wir die erste Pasta-Nonna mit ihrem kleinen, alten Tisch an ihrem Hauseingang sitzen sahen, waren wir richtig aufgeregt. Wir hatten sie gefunden!!
Angesteckt von unserem Enthusiasmus erklärte sich die Oma bereit, uns Schritt für Schritt zu zeigen, wie man die Pasta zubereitet. Wir durften in ihre kleine Küche luken und filmten den Herstellungsprozess mit (für den Fall, dass wir es einmal nachkochen würden). Und nicht irgendeine gewöhnliche Pasta wurde hergestellt - es handelte sich um Orecchiette. Eine Pasta-Art die aufgrund ihrer besonderen Form für die Region Apulien bekannt ist. Wir kauften ihr unzählige Beutel ab - für Familie, Freunde und natürlich für uns. Dieses unvergessliche Erlebnis war das absolute Highlight in Bari, denn ansonsten hat die Stadt nicht viel zu bieten, außer haufenweise Shops und ewig langen Einkaufspromenaden.
Aber selbst das spielte mir in die Karten, zumal Black Friday vor der Tür stand und ich dringend, also wirklich sehr sehr dringend, neue Schuhe brauchte. Der Farm Stay sowie Road Trip hatten meine Schuhe zugrunde gerichtet. Eine bessere Ausrede zum Shoppen hatte ich noch nie. Schließlich sind Schuhe keine Schuhe, wenn’s nicht nur von oben sondern auch von unten reinzieht.
Ich wollte die Zeit in Bari noch sinnvoll nutzen und mich auf die Suche nach einer neuen Farm begeben. So auch Ariana. Doch nach zwei Tagen erfolgloser Suche flog sie spontan zurück nach Portugal. Es war ein bittersüßer Abschied und doch war es fast schon merkwürdig sie weiterziehen zu sehen. Ich hatte mich ein wenig an sie, jedoch nie an ihre Schmatz-Konzerte, gewöhnt.
Mein Ziel war es eine Farm in Apulien zu finden. Doch wie ich bereits während des Road Trips gelern ändern sich Pläne und Ziele sehr schnell. Und so musste ich auch hier eine Planänderung vornehmen, da es einfach nicht möglich war an eine Farmarbeit in der Region zu kommen. Ich erweiterte meinen Radius und stieß letzten Endes auf…na? Sizilien. Unserem ursprünglichen Zielort für den Road Trip.
Soooo toll geschrieben, danke für den Streifzug durch die Toscana. Wir waren selbst vor kurzem dort, allerdings als Touristen und erst durch deine Zeilen weiß ich, was ich verpasst habe. Ich konnte mir alles so bildlich vorstellen als wenn ich selbst dabei gewesen wäre....