Aufgeregt, mulmig, todmüde, traurig - mit dieser Gefühlslage bin ich am Sonntag, den 31. Oktober um 4 Uhr morgens, in mein wohl bisher größtes Abenteuer aufgebrochen. Ja, ich hätte auch gedacht, dass man voller Vorfreude auf gepackten Koffern am Flughafen sitzt und freudestrahlend dem großen Abenteuer entgegenblickt. So war es bei mir nicht.
Aber starten wir mal von vorne.
Am Freitag, also zwei Tage vor meiner Abreise, haben mein Freund und ich eine große Abschiedsfeier bei uns in der Wohnung geschmissen. Normalerweise eine super Idee! Doch schon auf der Party umschlich mich plötzlich ein mulmiges Gefühl - vielleicht weil es plötzlich real wurde, dass ich tatsächlich diese Reise antrete und die ganzen Abschiede an dem Abend mir nicht so leicht fielen wie gedacht. Oder es war doch ein Glas Wodka O zu viel.
Am Samstag wurde mir dann bewusst, dass es nicht die allerbeste Idee war so kurzfristig vor der Abreise eine Party zu schmeißen. Unzählige Runden Rage Cage und Beer Pong hatten definitiv seine Spuren hinterlassen. Bierspuren. Klebrige Bierspuren. Am letzten verbleibenden Tag in Deutschland habe ich also viiiiiel geputzt. Während ich fröhlich den Wischmop geschwungen habe, bin ich im Kopf meine Packliste durchgegangen und habe mich dann anschließend ans Packen meines Rucksacks gewagt. Was mich innerlich beruhigte war der Gedanke, dass die bevorstehende Reise nach Italien erst mal nur bis Weihnachten, also anderthalb Monate, gehen sollte. Weihnachten und Silvester wollte ich in Deutschland mit meiner Familie und meinem Freund verbringen. Ich sah es also als eine Art Probereise und auch als Probepacken an. Sollte ich merken, dass ich zu viel oder zu wenig Gepäck mitschleppte, könnte ich nach anderthalb Monaten immer noch Ganz in Ruhe umsortieren und anschließend weiterreisen.
Am Sonntag klingelte der Wecker schon um 3 Uhr morgens und mir wurde schlagartig bewusst: jetzt geht's los! Als dann eine Stunde später der große Abschied von meinem Freund an der Bushaltestelle erfolge wurde mir tatsächlich ganz anders zumute. Auf einmal schien mir das Ganze keine gute Idee mehr zu sein und ich wäre am liebsten wieder umgedreht. Ich allein auf Reise ohne einen richtigen Plan? Vielleicht nicht der beste Plan.
Übrigens haben mir viele Leute vor meiner Abreise immer wieder gesagt, wie mutig sie finden, was ich vorhabe und dass ich einfach aufbreche. Um ehrlich zu sein: ich empfand mich nicht als besonders mutig - aus dem einfachen Grund, dass ich nie wirklich über die Reise nachgedacht hatte oder wie es sein könnte allein auf Reisen zu gehen. Es war keine rationale Entscheidung die ich abgewägt habe mit einer Pro oder Contra Liste sondern eine absolute Bauchentscheidung. Vielleicht war diese blauäugige Einstellung genau das, was es brauchte, um mich zu diesem Abenteuer zu verleiten. Denn hätte ich gewusst, wie unsicher ich mich am Abreisetag fühlte...ich wäre zu 100% nicht diesen Schritt gegangen.
Naja, jedenfalls hatte ich das Flugticket bereits gebucht, also Augen zu und durch. Ab zum Berliner Flughafen! Und ganz allein war ich übrigens nicht. Immer an meiner Seite: Piet. Mein treuer Begleiter und ein Geschenk meines Freundes.
Und dann ging alles ziemlich schnell: Baggage Drop Off, Security Check, Abflug, 2-stündiger Flug, Landung. Und schon hieß es: CIAO BELLA ITALIA.
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